In diesem Artikel erfahren Sie, warum Heißhunger ab den Wechseljahren aus psychoanalytischer Sicht nach mütterlicher Fürsorge schreit - und wie Sie diesen Kreislauf durchbrechen können
Heißhunger ab den Wechseljahren kennen fast alle Frauen: Plötzlich überfällt Sie nachts der Drang nach Schokolade, Stressessen wird zum täglichen Begleiter, und emotionales Essen scheint nicht mehr kontrollierbar. Was viele nicht wissen: Hinter diesem Verhalten stecken tiefere psychologische Mechanismen, die weit über mangelnde Disziplin hinausgehen.
Wenn Sie sich fragen, warum Ihr emotionales Essen gerade in und ab den Wechseljahren so intensiv wird, oder warum Stressessen zu einem Teufelskreis aus Stressbauch und Wassereinlagerungen führt, dann liegt die Antwort möglicherweise in Ihrer frühesten Beziehungserfahrung: der Bindung zur Mutter.
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Lassen Sie mich Ihnen von der Arbeit mit einer Klientin erzählen, die das verdeutlicht: „Zum ersten Mal in meinem Leben lasse ich mir von niemand mehr sagen, was ich essen soll."
Diese Worte sprach eine Klientin in unserem zweiten Coaching-Zyklus. Eine Frau, die ihr ganzes Leben lang mit emotionalem Essen gekämpft hatte. Die unzählige Diäten ausprobiert, Ratgeber gelesen und Ernährungsberater konsultiert hatte. Und die nun, nach jahrzehntelanger Suche, endlich verstanden hatte, was ihr Heißhunger wirklich bedeutete.
Was war geschehen? Was hatte sie in unserer psychoanalytisch fundierten Arbeit über ihr Stressessen und emotionales Essen gelernt, was sie „noch nirgends gelernt" hatte?
Die Antwort liegt tief im Unbewussten verborgen – in einer Zeit, lange bevor Diäten und Ernährungsregeln existierten. In der Zeit der ersten Beziehung, die wir jemals eingingen: der Beziehung zu unserer Mutter.
Die erste Liebe schmeckt nach Milch
Wenn Sigmund Freud heute leben würde und eine 52-jährige Frau beim nächtlichen Griff zur Schokolade beobachten könnte, würde er vermutlich sagen: „Schauen Sie genauer hin. Diese Frau sucht nicht nach Zucker. Sie sucht nach ihrer ersten Liebe."
In der psychoanalytischen Theorie ist die Beziehung zwischen Mutter (bzw. der ersten wichtigsten Bezugsperson) und Kind die Ur-Erfahrung aller späteren Beziehungen. Diese früher Prägung erklärt, warum Heißhunger ab den Wechseljahren oft eine so emotionale Komponente hat. Das Baby erlebt die Mutter zunächst nicht als separate Person, sondern als Teil seiner selbst. Die mütterliche Brust – oder die Flasche – wird zum ersten „Liebesobjekt", das Nahrung, Trost, Sicherheit und Liebe in einem symbolisiert.
Diese frühe Erfahrung prägt sich tief in unser emotionales Gedächtnis ein. Sie wird zu einer Art „Blaupause" dafür, wie wir später Trost, Liebe und Geborgenheit suchen – besonders in Krisenzeiten.
Wenn das innere Kind nach der Brust sucht
Die Wechseljahre sind eine Zeit des Verlustes. Der Körper verändert sich, die Fruchtbarkeit endet, die Kinder verlassen das Haus, die eigene Sterblichkeit wird spürbarer. Unbewusst kann dies als existenzielle Bedrohung erlebt werden – ähnlich wie ein Kind, das sich verlassen fühlt.
In solchen Momenten aktiviert die Psyche archaische Überlebensmechanismen. Das erwachsene Ich sucht nach demselben Trost, den es als Baby erfahren hat: der bedingungslosen Versorgung durch die Mutter.
Aber die echte Mutter ist nicht mehr verfügbar – sei es, weil sie verstorben ist, weil die Beziehung schwierig war, oder weil eine erwachsene Frau nicht mehr zu ihrer Mutter zurückkehren kann. Also sucht das Unbewusste nach einem Ersatz.
Und findet ihn im Essen.
Warum Stressessen ab den Wechseljahren zunimmt
Die hormonellen Veränderungen verstärken emotionales Essen zusätzlich. Stressessen wird zur Bewältigungsstrategie, kann aber eben auch zu Stressbauch und Wassereinlagerungen führen – ein Teufelskreis, der viele Frauen verzweifeln lässt.
Die Schokolade als Mutter-Ersatz
Betrachten wir einmal genauer, welche Eigenschaften Nahrung hat, die wir bei emotionalem Essen bevorzugen:
Süßes erinnert an die erste Nahrung – die süße Muttermilch. Es aktiviert dieselben Belohnungssysteme im Gehirn wie damals die Stillsituation.
Weiches, Cremiges (Eis, Schokolade, Pudding) simuliert die Textur und Temperatur der mütterlichen Brust oder warmer Milch.
Sofortige Verfügbarkeit – anders als echte menschliche Beziehungen „verweigert" sich Essen nie. Es ist immer da, wie die ideale Mutter es sein sollte.
Bedingungslose Akzeptanz – Essen urteilt nicht, kritisiert nicht, hat keine schlechten Tage. Es „liebt" uns, wie wir sind.
Die Psychoanalytikerin Melanie Klein würde sagen: Wir spalten die Mutter in eine „gute" (nährende) und eine „böse" (versagende) ab. Das Essen wird zur verkörperten „guten Mutter", die immer verfügbar ist.
Warum Diäten die Wunde vertiefen
Verstehen Sie nun, warum Diäten bei Heißhunger ab den Wechseljahren so häufig scheitern? Sie verbieten genau das, was das Unbewusste als lebenswichtig erlebt: den Zugang zur symbolischen Mutter. Statt Stressessen und emotionales Essen wirklich zu verstehen – und zwar auch vor der jeweiligen Lebensgeschichte – bekämpfen sie nur das Symptom.
Jede Diät wird unbewusst als Wiederholung früher Versagungserfahrungen erlebt. „Du bekommst nicht, was du brauchst." „Du musst warten." „Du bist nicht wichtig genug."
Das erklärt auch die Heftigkeit, mit der viele Frauen auf Essverbote reagieren. Es ist nicht nur Trotz gegen Regeln – es ist die existenzielle Angst eines Kindes, das befürchtet, verlassen zu werden.
Der Weg zur Befreiung: Die innere Mutter heilen
Meine oben genannte Klientin fand ihre Befreiung nicht durch weitere Regeln oder Verbote. Sie fand sie durch VERSTEHEN. Durch die Erkenntnis, dass ihr nächtliches Essen nach Schokolade eigentlich ein Ruf nach der Mutter war – nach Trost, nach Geborgenheit, nach bedingungsloser Annahme.
In unserer Arbeit erforschten wir gemeinsam:
- Welche frühen Erfahrungen von Versorgung und Mangel sie gemacht hatte
- Wie sich diese in ihrem heutigen Essverhalten widerspiegelten
- Welche unbewussten Botschaften sie durch das Essen an sich selbst sendete
- Wie sie lernen konnte, sich selbst die mütterliche Fürsorge zu geben, nach der sie suchte
Die revolutionäre Erkenntnis
Die wirkliche Revolution geschah, als sie verstand: Sie war nicht „willensschwach" oder „undiszipliniert". Sie war ein Mensch mit völlig nachvollziehbaren, unbewussten Bedürfnissen nach Trost und Liebe.
Statt das Symptom (das Essen) zu bekämpfen, begann sie, das darunterliegende Bedürfnis zu verstehen und auf gesündere Weise zu befriedigen. Sie lernte, sich selbst die mütterliche Fürsorge zu geben: durch liebevolle Selbstgespräche, durch Rituale der Selbstfürsorge, durch das Schaffen einer emotional nährenden Umgebung.
Das Resultat? Zum ersten Mal in ihrem Leben musste niemand von außen kontrollieren, was sie aß. Sie hatte die Kontrolle von innen zurückgewonnen.
Ihre eigene Mutter-Beziehung verstehen
Falls Sie sich in dieser Geschichte wiedererkennen, lade ich Sie zu einem kleinen Experiment ein:
Beim nächsten Heißhunger fragen Sie sich:
- Wonach „hungere" ich wirklich gerade?
- Welche Art von Trost oder Fürsorge brauche ich?
- Wie könnte ich mir diese auf eine andere Weise geben?
Oft werden Sie feststellen, dass der Hunger nach Nahrung eigentlich ein Hunger nach emotionaler Nahrung ist. Nach Verständnis, nach Geborgenheit, nach der Gewissheit, wichtig und wertvoll zu sein.
Ein neues Verständnis des weiblichen Hungers
Was ich in meiner Praxis als Psychoanalytikerin immer wieder erlebe: Frauen in den Wechseljahren kämpfen nicht primär mit Essen. Sie kämpfen mit den tiefsten Fragen der menschlichen Existenz:
Wer bin ich, wenn ich nicht mehr die fruchtbare, fürsorgliche Frau bin? Wer liebt mich, wenn mein Körper nicht mehr den gesellschaftlichen Idealen entspricht? Wer versorgt mich, wenn ich selbst alt und bedürftig werde?
Diese existenziellen Ängste sind es, die den nächtlichen Gang zum Kühlschrank antreiben. Nicht Gier oder mangelnde Disziplin, sondern die tiefmenschliche Sehnsucht nach Sicherheit und Liebe.
Die Heilung liegt im Verstehen
Die Psychoanalyse lehrt uns: Was wir verstehen, verliert seine destruktive Macht über uns. Wenn wir erkennen, dass unser Heißhunger nach der symbolischen Mutter schreit, können wir beginnen, uns diese Mütterlichkeit selbst zu geben.
Nicht durch Essen – sondern durch echte Selbstfürsorge. Nicht durch Trost von außen – sondern durch die Entwicklung einer liebevollen inneren Stimme. Nicht durch die Suche nach der perfekten Mutter – sondern durch die Heilung der Beziehung zu der Mutter in uns.
Das ist der Beginn wahrer Befreiung vom emotionalen Essen. Nicht durch weitere Kontrolle, sondern durch tieferes Verstehen. Nicht durch härtere Regeln, sondern durch größeres Mitgefühl mit sich selbst.
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